Kann ich das nochmal umtauschen?

Am 10. Juni ist es wieder soweit! Der Tag nach der Europawahl.

Dann sind die Stimmen gezählt, die Sektflaschen geöffnet, Tränen sind vergossen, und die neuen (oder alten) Gesichter lächeln uns von den Titelseiten der Zeitungen an. Einige von uns feiern, andere trauern und wieder andere kratzen sich am Kopf und fragen sich: "Wie konnte DAS passieren?"

Aber Stopp! Bevor Sie sich mit dem Gedanken trösten, dass ein Fehlkauf ja immer umgetauscht werden kann - in der Politik gibt es leider kein 14-tägiges Rückgaberecht.

Denken Sie mal zurück an den letzten Schlussverkauf. Erinnern Sie sich an diesen Pullover, den Sie gekauft haben? Ja, genau der, der im Laden noch so schick aussah und zu Hause plötzlich wie ein Kartoffelsack wirkte. Mit etwas Glück und dem Kassenbon in der Hand könnten Sie ihn zurückgeben. Aber was, wenn Wahlen genauso funktionieren würden? "Entschuldigen Sie, ich habe diese Regierung letzte Woche gewählt, aber irgendwie passt sie nicht so richtig. Kann ich eine andere bekommen?"

Natürlich, es wäre verlockend, einen politischen Fehlgriff einfach "umzutauschen". Heute Partei A, morgen Partei B und übermorgen, nun ja, vielleicht doch wieder Partei A. Doch die Politik ist keine Modenschau, und Wahlen sind kein Einkaufsbummel.

Ironischerweise zeigt gerade dieser Wunsch nach einem Umtauschrecht, wie wichtig es ist, sich vor der Wahl gründlich zu informieren. Hätten Sie vorher gewusst, dass der Pullover kratzt, hätten Sie ihn wahrscheinlich nicht gekauft. Ähnlich verhält es sich mit politischen Parteien: Ein bisschen Recherche kann vor bösen Überraschungen schützen.

Andererseits kennen wir wohl alle jemanden, der sich oft und ausschweifend darüber beklagt, dass die neue Bluse oder das neue (doch nicht so coole) T-Shirt schlecht verarbeitet ist und irgendwie stinkt, und dass man ganz allgemein am Wühltisch doch irgendwie übers Ohr gehauen wurde. Und auf Nachfrage erfährt man dann, dass dieses Textil beim billigen Ramschhändler erworben wurde, über den sich die Person auch die letzten Male schon so beklagt hatte. Aber wenn es denn billig war, oder die Reklame so schön geblinkt hat? Dann kauft man (oder wählt man) da halt immer wieder.

Es gibt jedoch einen Silberstreif am Horizont. Auch wenn Wahlen kein Rückgaberecht haben, so haben sie doch eine Haltbarkeitsdauer. In ein paar Jahren steht die nächste Wahl an, und dann haben Sie erneut die Chance, Ihre Stimme zu geben - oder vielleicht auch Ihre Meinung zu ändern.

Bis dahin sollten wir uns vielleicht mit dem Gedanken trösten, dass die Demokratie - auch mit all ihren Macken und Fehlentscheidungen - immer noch das beste System ist, das wir haben. Und wer weiß, vielleicht passt der "politische Pullover" nach ein paar Mal tragen doch ganz gut. Oder zumindest besser als der vom letzten Mal.

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